Kohfeldt hat 2013 seinen Master im Fachbereich abgelegt und ist der Universität Bremen immer noch verbunden. Vom Podium herunter begrüßt er seinen ehemaligen Prof, Dietrich Milles. „Er hat mich hervorragend begleitet.“ Temporeich und pointiert moderiert Radio Bremen-Wetterfrosch Andree Pfitzner die Diskussion. Auch er ein Absolvent der Universität Bremen.
„Eigenen Weg gehen“
Hatte Florian Kohfeldt Stress in seinem Studium? „Es waren nicht so sehr die Prüfungen und Referate“, sagt der sympathische Trainer. Eigentlich wollte er Sport studieren, das ging aber nur in Kombination mit Public Health. „Auf die Dauer merkte ich, dass es der spannendere Teil im Studium war“, erinnert er sich. „Was mach ich eigentlich mit Public Health später?“, fragte er sich während des Masters. (Gelächter im Saal). Das sei der eigentliche Stress im negativen Sinne gewesen. Wie bekannt, ist Florian Kohfeldt im Werderstadion gelandet. Und doch…das Studium hat ihm viel gegeben. Die Fähigkeit, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, unerwartete Situationen zu meistern. „Wenn Leute sagen, mach es so oder so, dann gehe ich trotzdem meinen eigenen Weg.“
„Basissicherheit“ geben
Nach eigener Aussage hat der 36-Jährige es sich zur Aufgabe gemacht, sich für jeden Spieler Zeit zu nehmen, zu jedem ein persönliches Verhältnis zu haben, sich einzufühlen. „Ich habe hier sehr gute Dozenten gehabt“, unterstreicht der prominente Gast. Daraus leitet er auch seine Fähigkeit ab, Spieler auf persönlicher Ebene anzusprechen und ihnen zu helfen, Stress und Druck abzubauen. Auf Nachfrage von Moderator Pfitzner ist der Trainer zu konkreten Beispielen bereit. Marco Friedl habe beim Spiel gegen Leverkusen einen nicht so guten Tag erwischt. „Ich würde mich nie vor die Zeitungen stellen und einen Spieler öffentlich angreifen“, sagt Kohfeldt. Stattdessen vermittle er: „Ich bin bei Dir“. Der 19-Jährige kommt von Bayern München, hat keinen gewachsenen Freundeskreis in Bremen, ist fern seiner Familie. Das alles räumt der verständnisvolle Trainer ein und sagt ihm: „Du kannst immer zu mir kommen“. Das sei „Basissicherheit“, so der Fachbegriff vom Studium her.
Konflikte abwägen
„Welcher Spieler stresst Sie am meisten?“, will ein Student während der Diskussion wissen. „Stress soll man nicht nur negativ sehen“, erwidert Kohfeldt. Das störe ihn an der Diskussion. Dann gibt er zu, „der Max“ sorge für überraschende Momente, „wir wachsen aneinander“. Das sei ihm lieber, als immer nur Dienst nach Vorschrift. „Was stresst Sie an ihm?“, wird nachgehakt. „Na zum Beispiel die Ernährung“, kommt es prompt. „Alle Spieler frühstücken gesund miteinander, da kommt der Max und stellt eine Dose mit jenem Aufstrich auf den Tisch, für den die Deutsche Nationalmannschaft Werbung gemacht hat.“ Gelächter und Raunen „Nutella“ im Saal. Er müsse stets abwägen, ob er mit einem Spieler einen Konflikt eingehe oder wegschaue.
Stress nur Samstagnachmittag
„Wirklicher Stress entsteht, wenn man denkt, man kann Anforderungen nicht bewältigen“, fasst Kohfeldt zusammen. „Ich habe jetzt weniger Stress als im Studium, bis auf den Samstagnachmittag!“ Dass der Informationstag Gesundheit für Studierende und Mitarbeiter so ein Erfolg wird, ist nicht nur dem Stargast zu danken, sondern auch der Expertenrunde auf dem Podium. Senatorin Professorin Eva Quante-Brandt ist sichtlich begeistert vom Angebot des Fachbereichs. Kanzler Dr. Martin Mehrtens nennt den Informationstag „beispielhaft für die gesamte Universität“.