Mal eben etwas aus dem Kühlschrank holen und essen, wenn man Hunger hat, oder sich kratzen, wenn es irgendwo juckt: Handlungen, die für gesunde Menschen keine Schwierigkeiten darstellen, sind für behinderte Menschen oft nur mit fremder Hilfe möglich. Um Patienten mit Querschnittslähmung, Muskelerkrankungen, schweren Lähmungen nach Schlaganfällen oder Multiple Sklerose wenigstens für einige Stunden ihren Alltag selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe zu ermöglichen, haben Wissenschaftler der Universität Bremen den Assistenzroboter FRIEND entwickelt. Auf der Hannover Messe will das Team um Professor Axel Gräser vom Institut für Automatisierungstechnik (IAT) die neue Technik vorstellen und mit Hilfe von Probanden testen und weiterentwickeln. Wer Interesse hat mitzumachen, findet das Institut bei der Hannover Messe 2010 vom 19. – 23. April 2010 in Hannover in Halle 14 Stand L10. Die Anmeldung erfolgt direkt am Stand.
Die Kommunikation zu dem Roboter soll zukünftig direkt durch die Auswertung der Gehirnaktivitäten realisiert werden. Dadurch sollen schwerstbehinderte Personen in die Lage versetzt werden, ohne jegliche Muskelbewegungen zu kommunizieren und ein eigenständigeres Leben zu führen. Das Wissenschaftsteam vom IAT führt im Rahmen des EU-geförderten Projektes BRAIN die Weiterentwicklung des „Brain-Computer Interfaces“-Systems (BCI) vor, das die Gehirnaktivitäten in Computerbefehle übersetzt. Dieses BCI-System soll bei der Hannover Messe von Freiwilligen getestet werden. Eine Teilnahme ist ohne Risiko. Die Ergebnisse werden ausschließlich für Forschungsarbeiten verwendet.
Probanden: Was passiert bei einer Teilnahme?
Für die Experimente auf der Hannover Messe wird den Teilnehmern eine Kappe mit Elektroden auf den Kopf gesetzt. Die an der Kopfhaut platzierten Elektroden registrieren jedes noch so kleine elektrische Signal, das das Gehirn erzeugt. Diese nicht invasiven Aufzeichnungen des Elektroenzephalogramms, auch EEG genannt, ist eine sehr weit verbreitete Methode sowohl in Forschungslaboren als auch bei Ärzten, und ist somit absolut unbedenklich. Die Hirnsignale werden mit Hilfe eines Computers verarbeitet. Konkret sollen die Probanden blinkende Lichter ansehen, was zu einer bestimmten Hirnaktivität führt, die wiederum benutzt wird, um einen Roboter zu navigieren. In dem dreiviertelstündigen Versuch geht es darum, dass die Testperson ausschließlich durch Gehirnaktivität einen Miniaturroboter durch ein Labyrinth steuert.
EU fördert Forschungsprojekt mit 2,7 Millionen Euro
Im Projekt BRAIN arbeitet die Universität Bremen als Projektkoordinator mit sechs weiteren internationalen Partnern aus den vier europäischen Ländern Nordirland, Polen, Niederlande und Spanien zusammen. Diese Messeversuche sind erforderlich, um auf der Basis der Ergebnisse das Gesamtsystem für behinderte Nutzer weiter zu entwickeln. Für die Entwicklung eines autonomen Rehabilitationsroboters hat das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft Mittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die EU fördert das BRAIN- Konsortium mit insgesamt 2,7 Millionen Euro.
Achtung Redaktionen: In der Pressestelle erhalten Sie ein Foto, das eine Versuchssituation mit einer Probandin zeigt. Kontakt unter Telefon: 0421 218-60150 oder E-Mail: presse@uni-bremen.de .
Weitere Informationen:
Zum Projekt BRAIN:
Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Institut für Automatisierungstechnik
Dr.-Ing. Ivan Volosyak
Telefon: 0421-218-62451
E-Mail: volosyak@iat.uni-bremen.de
Homepage: www.brain-project.org
Zum Rehabilitationsroboter FRIEND:
Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Institut für Automatisierungstechnik
Dr.-Ing. Sorin M. Grigorescu
Telefon: 0421-218-62432
E-Mail: grigorescu@iat.uni-bremen.de
Homepage: www.iat.uni-bremen.de