Die Staats- und Regierungschefs, die Minister für Landwirtschaft, Industrie und Handel, die Zentralbankgouverneure und Experten von 42 afrikanischen Ländern nahmen an den Beratungen vom 8.- 10. März 2010 im Kongresszentrum von Abuja, Nigeria, teil. Das Thema: Neuausrichtung von Landwirtschafts- und Industriepolitiken in Afrika. Gefragt war auch Bremer Expertise. Der Wirtschaftswissenschaftler und Afrikaexperte Professor Karl Wohlmuth aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen war von der Wiener UN-Behörde für industrielle Entwicklung als Experte eingeladen worden.
Im Mittelpunkt stand die Frage, ob und wie sich der verhängnisvolle Trend der De-Industrialisierung in Afrika durch neue Initiativen zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte vor Ort umkehren lässt. Das große Potenzial der afrikanischen Länder in den Bereichen Landwirtschaft, Fischwirtschaft, Forstwirtschaft und Viehwirtschaft soll für verarbeitende Industrien, für die Exportwirtschaft und für neue Dienstleistungsaktivitäten genutzt werden, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Armut zu vermindern. Zuerst müssen allerdings – darin waren sich alle Konferenzteilnehmer einig – durch lokale Produktionsanreize die überaus hohen Importe von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten nach Afrika von über 30 Milliarden Dollar im Jahr deutlich sinken. So werden Ressourcen frei für Industrieentwicklung und Exportdiversifizierung und insbesondere für neue afrikanische Initiativen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation. Insbesondere gefördert werden sollen die Agrarunternehmen und die agrarische Rohmaterialien verarbeitenden Industrien in den jeweiligen Ländern. In der abschließenden Deklaration von Abuja bekannten sich die afrikanischen Staats- und Regierungschefs dazu, konkrete Aktionsprogramme aufzulegen.
Professor Karl Wohlmuth war als Wirtschaftsexperte für landwirtschaftliche und industrielle Entwicklungsperspektiven in afrikanischen Ländern geladen. Die von ihm geleitete Forschungsgruppe Afrikanische Entwicklungsperspektiven gibt seit 20 Jahren das African Development Perspectives Yearbook heraus und wies schon früh auf die Notwendigkeit einer Kurskorrektur in der Agrar- und Industriepolitik Afrikas hin. Nach Auffassung des Bremer Wissenschaftlers drohen heute neue Gefahren, die eine notwendige Kurskorrektur erschweren: die gravierenden Umweltprobleme in Afrika bei Anbau und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten, der Klimawandel mit seinen Folgen für die landwirtschaftliche Rohstoffbasis in Afrika, die immer stärkere Dominanz der globalen Nahrungsmittelkonzerne und Supermärkte in Afrika mit Folgen für die Verteilung der Wertschöpfung zuungunsten von afrikanischen Produzenten und Firmen, sowie die nun beschleunigte Vermarktung von kultivierbarem Grund und Boden in Afrika an ausländische Investoren.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management
Prof. Dr. Karl Wohlmuth
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