Nr. 202 / 29. Juni 2011 SC
Der Italiener Roberto Succo sorgte in den 1980ern durch Serienmorde in Europa für Aufsehen. Bernard-Marie Koltès, heute einer der meist gespielten französischen Dramatiker, war von Succos Leben und Verbrechen so fasziniert, dass er ihm das Stück „Roberto Zucco“ widmete und dem Mörder damit eine Stimme gab: „Ich habe keine Feinde, und ich greife nicht an. Ich zerquetsche die anderen Tiere nicht aus Bosheit, sondern weil ich sie nicht gesehen habe und weil ich auf sie getreten bin. Ich bin ein normaler, vernünftiger Junge. Ich bin nie auffällig geworden. Ich bin kein Held. Helden sind Verbrecher.“ Roberto Zucco tötet weder aus Not noch aus Leidenschaft. Er ist weder Räuber noch Rächer. Er hat kein Motiv für seine Taten und da er kein Motiv hat, hat er auch nicht das Bewusstsein von Schuld. Koltès präsentiert in seinem Stück eine Welt voller Gewalt, die durch mangelnde Zivilcourage entsteht und von der Gesellschaft verdrängt wird.
Das vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse in deutschen Großstädten aktuelle Thema wurde von der französischen Theatergruppe der Romanistik im Fachbereich 10 Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Bremen unter der Leitung von Bernard Ginsbourger neu inszeniert. Die Gruppe wurde 1996 gegründet und bietet Romanisten und Nichtromanisten im Rahmen des Regelstudiums oder als freiwillige Tätigkeit die Möglichkeit, Improvisationstheater zu spielen sowie Inszenierungen von zumeist zeitgenössischen französischen oder frankophonen Schriftstellern zu erarbeiten. In letzter Zeit hat die französische Theatergruppe sich an verschiedenen Theaterprojekten beteiligt, darunter gemeinsame Aufführungen mit einer algerischen Theatergruppe in Bremen und Tlemcen, Algerien, und eine Kooperation zu einem Molière-Projekt mit dem Theater der Versammlung. Bernard Ginsbourger unterrichtet seit 1996 Französisch an der Universität Bremen, nachdem er 1975 eine zweijährige Theaterweiterbildung in Frankreich absolviert hat.
Die französischsprachige Vorstellung von „Roberto Zucco“ findet am Dienstag, den 5. Juli 2011 um 20 Uhr im Theatersaal der Universität Bremen statt. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Bernard Ginsbourger
Tel. 0421 218-68483
E-Mail: ginsbourprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de