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Maike Schaefer diskutiert mit Wirtschaftswissenschaftlern

„Nachhaltiges Wirtschaften – wie geht das?“ Zu diesem herausfordernden Thema hat der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft Maike Schaefer, Spitzenkandidatin der Grünen und Fraktionsvorsitzende ihrer Partei in der Bremischen Bürgerschaft, eingeladen.

An der Seite der promovierten Biologin und Alumna der Universität Bremen diskutieren Professor Georg Müller-Christ, dessen Forschungsschwerpunkt in der Nachhaltigkeit liegt, und Professor Christoph Burmann, renommierter Marketingexperte. Das Format hat der Fachbereich unter der gekonnten Moderation von Dekan Professor Jochen Zimmermann drauf: Christian Lindner, Carsten Meyer-Heder und Carsten Sieling waren schon da und sorgten für interessanten Gesprächsstoff. Kristina Vogt, Spitzenkandidatin der Linken, wird noch erwartet.

Plädoyer für’s Teilen

An nachhaltigem Wirtschaften kommt für Maike Schaefer kein Unternehmen mehr vorbei. „Selbst die größten Emittenten wie AcelorMittal ergreifen Maßnahmen zum Klimaschutz“, sagt sie. Die Luneplate in Bremerhaven solle ein grünes Gewerbegebiet werden, und die Bremische Hafenwirtschaft habe auch schon ein Greenport-Konzept in der Schublade. Bezogen auf die Konsumenten plädiert die grüne Politikerin vehement für das Teilen. „Muss denn jeder ein eigenes Auto besitzen? Ich meine, nein“, sagt sie. Also, alles in Butter?

„Greif nicht zu!“

Professor Müller-Christ bemerkt eher eine verbale Konjunktur der hehren Ziele. Aber immer noch gelte: Wirtschaft gleich Wachstum, Wachstum gleich Besitz. Kommt man da jemals wieder heraus?  „Es liegt eine gewisse Hilflosigkeit darin, das Problem im System lösen zu wollen“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte. „Wir justieren ein bisschen und verteilen um.“ In einer „unglaublich ausdifferenzierten Produktwelt“, die immer vielfältiger werde, ließe sich die Botschaft: „Greift nicht zu!“ wohl kaum vermitteln.

„Bürger pfeifen drauf“

Corporate Social Responsibility (CSR), also die Verantwortung von Unternehmen in der Gesellschaft, sei ein modernes Thema auch im Marketing, unterstreicht Professor Christoph Burmann. Und setzt ernüchternd hinzu: „In ihrem individuellen Kaufverhalten pfeifen die Bürger drauf“. Die Konsumenten seien nicht besser als vor zehn Jahren. Das belegten wissenschaftliche Studien. Er plädiert für Verbote, die dann aber auch kontrolliert werden müssten. „Wenn die Politik uns Rahmen setzt, dann halten wir uns dran“, sagt der Wissenschaftler. Als Beispiel wählt er das Recycling. „In 25 Jahren hat sich keiner gekümmert und die Gesetze mal angepasst.“

Verbots-Partei

Maike Schaefer korrigiert: „Besser als Recycling ist die Müllvermeidung“. Sie berichtet von sieben Wochen Plastikfasten, die sie absolviert hat und von den Schwierigkeiten, das zum Beispiel an der Käsetheke durchzuziehen. Dass Freiwilligkeit nicht funktioniert, weiß sie auch und gibt Burmann recht. „Für Richtlinien braucht man aber einen politischen Konsens.“ Mit der Gründachverordnung sei das der Bremischen Bürgerschaft gelungen. Die Grünen hätten im Übrigen mit Verboten keine gute Erfahrung gemacht. „Wir gelten als Verbots-Partei. Beim Veggieday kam Kritik, wir wollten den Bürgern das Fleisch verbieten.“

Anreize setzen

Die lebhafte Diskussion berührt zahlreiche Facetten des nachhaltigen Wirtschaftens und Lebens. Vom Plastikmüll in den Ozeanen bis zur Ausbeutung der Textilarbeiterinnen in Bangladesch. Vom Shoppen als Lebensgefühl und Event bis zur Entgrenzung durch Globalisierung. Schlussendlich fasst Moderator Zimmermann Ergebnisse so zusammen: Anreize setzen, Kampagnen zur Aufklärung führen und Verbote politisch auf den Weg bringen.  
Die grüne Spitzenkandidatin wünscht sich dann auch von der Wissenschaft „Lösungsvorschläge, die wir in politischen Entscheidungen umsetzen können.“  

 

Drei Männer und eine Frau in Gruppe
Es diskutierten: (von links) Dekan Prof. Jochen Zimmermann, Dr. Maike Schaefer von den Grünen, Prof. Georg Müller-Christ und Prof. Christoph Burmann.