Das Institut für Umweltphysik der Universität Bremen und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), haben auf dem Campus der Palau Universität (Palau Community College - PCC) ein Atmosphären-Observatorium eröffnet. Palau ist ein kleiner Inselstaat im Westpazifik mit nur 21.000 Einwohnern. Das neue Observatorium ist Teil des EU-Forschungsprojektes StratoClim, einem Konsortium aus 28 europäischen Forschungsorganisationen, das vom AWI geleitet und in enger Zusammenarbeit mit dem Palauer College betrieben wird.
Globale Bedeutung für Klimaforschung
Forschungen der letzten Jahre haben die besondere Bedeutung der Tropopausenregion und der unteren Stratosphäre (upper troposphere and stratosphere - UTS) für das globale Klimageschehen besonders deutlich gemacht. Es hat sich dabei herausgestellt, dass Luft insbesondere im tropischen Westpazifik in diese oberhalb von etwa 16 Kilometern Höhe liegende Luftschicht aufsteigt. Komplizierte Wechselwirkungen zwischen chemischen Prozessen, Aerosolbildung und Wolkenbildung in diesem geografischen Bereich, verändern die Zusammensetzung der Luft während des Aufstiegs erheblich. Einmal in die UTS aufgestiegene Luftmassen breiten sich vom Aufstiegsgebiet global aus und bestimmen die Zusammensetzung der UTS auch über Europa und der Arktis.
Chemische Eigenschaften der Luft untersuchen
Palau liegt optimal im Zentrum des räumlich eng begrenzten Aufstiegsgebiets. Eine weitere Messstation am Rande des Gebietes ist Samoa. „Beobachtungen am neuen Atmosphären-Observatorium erlauben in besonderer Weise die Prozesse zu untersuchen, die die Zusammensetzung der UTS auf globaler Skala bestimmen“, sagt der StratoClim-Leiter Dr. Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam. Er ergänzt: „Trotz der besonderen Bedeutung des tropischen Westpazifiks für das globale Klimageschehen existieren in diesem Bereich derzeit nahezu keine Messungen der atmosphärischen Zusammensetzung“. Die neue Beobachtungsstation auf Palau werde es erstmalig erlauben, die chemischen Eigenschaften der Luft am Eingangstor in die UTS zu untersuchen und die atmosphärischen Prozesse zu beobachten, die diese Eigenschaften bestimmen. Begleitende Modellierungen werden diese Prozesse dann in Klimamodellen realistischer abbilden.
Stationen in Bremen, Spitzbergen, Westpazifik
Umweltphysiker Professor Justus Notholt von der Universität Bremen ist am Observatorium in Palau für Spurengasmessungen verantwortlich. Dazu setzt er das Fourier Transform Infrared-Spektrometer (FTIR) ein. Auf dem Dach des Gebäudes des NW1 auf dem Bremer Campus gibt es auch eine solche Messstelle. „Wir freuen uns, dass wir die Stationen für unsere Messungen erweitern können“, sagt Professor Notholt. „Neben Spitzbergen und weiteren Standorten ist das jetzt auch der Westpazifik.“ Winfried Markert, Doktorand am Institut für Umweltphysik der Uni Bremen, ist im Rahmen seiner Doktorarbeit von Dezember bis Februar in Palau. Er hat dort den Container mit installiert und führt jetzt vor Ort die ersten Messungen durch.
Austausch vor Ort fördern
Ein wissenschaftliches Programm am Palau Community College wird die Messungen begleiten: Eine Reihe renommierter internationaler Klimaforscher aus dem StratoClim-Konsortium wird Vorträge halten, um den Austausch vor Ort zu fördern.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Umweltphysik
Prof.Dr. Justus Notholt
Tel.: 0176 30346533
E-Mail: notholtprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de