Mit dem Titel „Bremer Frau des Jahres“ würdigt der Frauenausschuss „ihren Pioniergeist und die erfolgreichen Formate, die sie entwickelt hat“, so die Vorsitzende Annegret Ahlers in ihrer Laudatio. An der Universität Bremen leitet Veronika Oechtering das Kompetenzzentrum Frauen in Naturwissenschaft und Technik. International bekannt ist es als Organisatorin der beiden Sommeruniversitäten Informatica Feminale und der jährlichen Fortbildung für Ingenieurinnen geworden. Informatikstudentinnen und IT-Fachfrauen aus dem In-und Ausland kommen jedes Jahr auf den Campus, um ihr Fachwissen zu erweitern und sich untereinander zu vernetzen. Die 57-Jährige, die an der RWTH Aachen Informatik und Technische Chemie studiert hat, will außerdem mit geschlechtergerechter Studienorientierung Mädchen und junge Frauen für technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge interessieren. Deshalb mischte und mischt sie auch bei den Angeboten des Girls‘ Day kräftig mit und erarbeitete mit Bremer Schulen Unterrichtsangebote in „Kreativer Robotik“.
Für Frauen in Technik auch national engagiert
Veronika Oechtering ist stellvertretende Zentrale Frauenbeauftragte der Universität Bremen. Für Gleichstellungsaktivitäten in der Technik hat sich die Informatikerin auch national engagiert. So war sie von 1997 bis 2002 stellvertretende Sprecherin der Expertinnengruppe „Frauen in der Informationsgesellschaft“, angesiedelt bei der Bundesregierung und 2005 bis 2008 Vorstandsmitglied im Kompetenzzentrum des Vereins „Technik, Diversity, Chancengleichheit“ in Bielefeld. Seit 2007 ist sie Fellow der Gesellschaft für Informatik.
„Errungenes darf nicht wegbrechen“
„Zwar sind an der Universität Bremen viele Frauen in der Informatik aktiv und nehmen auch Spitzenfunktionen ein“, räumt die Ausgezeichnete ein, „doch deutschlandweit sieht es immer noch nicht so aus.“ So seien von 1021 Informatik-Professoren an deutschen Universitäten nur 110 weiblich, gerade mal 10,77 Prozent. „Dass das immer noch so ist, stimmt mich traurig, ja geradezu ärgerlich nach 30 Jahren Frauenbewegung“, sagt Veronika Oechtering. Sie setzt sich dafür ein, dass das Thema der Chancengerechtigkeit „in der Luft bleibt“. Immer wieder müssten die Forderungen an junge Frauen weitergegeben werden. „Einmal Errungenes kann auch wegbrechen, wenn wir nicht aufpassen“, sagt die Informatikerin. Sie wird weiter kämpfen.