Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter belasten Familien und gefährden die Entwicklung der Betroffenen. Leider ist seit Jahrzehnten das therapeutische Angebot in diesem Bereich sehr begrenzt. Wartezeiten auf einen Therapieplatz für Kinder und Jugendliche von neun und mehr Monaten sind höchst problematisch, und auch in Kliniken fehlt vielfach Personal mit guten Kenntnissen im Bereich der Klinischen Kinderpsychologie und Kinderpsychotherapie. In dieser Lage sind Universitäten in besonderer Weise gefordert.
Die Senatorische Behörde für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales des Landes Bremen übermittelte jetzt der Universität Bremen den Anerkennungsbescheid für den Norddeutschen Verbund für Kinderverhaltenstherapie (NOKI). Hiermit wurde erstmals in Norddeutschland ein universitärer postgraduierter Ausbildungsgang für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und -therapeuten staatlich anerkannt. Das NOKI wurde als Kooperationsmodell der Universitäten Bremen (Prof. Dr. Franz und Prof. Dr. Ulrike Petermann) und Kiel (Prof. Dr. Wolf-Dieter Gerber) und dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung Kiel (IFT-Nord, PD Dr. Reiner Hanewinkel) initiiert und praktisch realisiert. Durch diese Kooperation konnten Kompetenzen im Bereich der Kinderheilkunde / Kinder- und Jugendpsychotherapie (Universität Kiel), Erfahrungen im Bereich der Verhaltenstherapieausbildung (IFT-Nord) und die über 20jährige Erfahrung im Sektor der Klinischen Kinderpsychologie (Universität Bremen) verknüpft werden.
Durch die Kooperation wird der Empfehlung Rechnung getragen, dass sich zukünftig auch die Universitäten stärker in der postgradualen Ausbildung engagieren und eine dreigestufte Ausbildung (Bachelor, Master, Therapieausbildung) aus einer Hand möglich ist. Auf diese Weise wird die Ausbildungsqualität nachhaltig verbessert und es werden neue Standards ermöglicht.
Die erste postgraduale Ausbildung startet zum 16. April 2011 an der Universität Bremen und im Oktober 2011 in Kiel. An der Ausbildung können Diplom-Psychologen, Diplom-Pädagogen und Diplom-Sozialpädagogen und Ärzte teilnehmen. Gleiches gilt für Personen, die einen psychologischen oder pädagogischen Abschluss im Rahmen eines Master-Studiums erworben haben.