Haben Militär und Wehrpflicht zur Herausbildung des Wohlfahrtsstaates beigetragen? Wenn ja, in welchem Umfang? Diesen Fragen will Professor Herbert Obinger in dem Projekt „Wehrpflicht, Militär und Wohlfahrtsstaatsentwicklung in Europa“ nachgehen. Ermöglicht wird diese Forschung mit einem Reinhart-Koselleck-Projekt, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) dem Bremer Uni-Professor für vergleichende Staatstätigkeitsforschung und vergleichende Sozialpolitik genehmigt hat. Knapp eine Millionen Euro stellt die DFG zur Verfügung. Damit geht erneut eine hohe Auszeichnung der DFG an die Uni Bremen.
In der US-amerikanischen Diskussion wird schon seit längerem der Veteranenversorgung eine wesentliche Rolle bei der Herausbildung der besonderen Form des US-Wohlfahrtsstaates beigemessen. In der europäischen Diskussion dominierten hingegen eher Industrialisierung, Proletarisierung sowie der Aufstieg von Gewerkschaften und Sozialdemokratie als wesentliche Einflussfaktoren. Und das obwohl gerade Europa Schauplatz zweier Weltkriege gewesen ist. Kriegsvorbereitung, totale Mobilmachung, furchtbarer Kriegsverlauf und katastrophale Folgen bieten indessen auch für Europa vielfache Ansatzpunkte für ein Nachdenken darüber, wo und mit welchen unterschiedlichen Ergebnissen Militär und Wehrpflicht in die Sozial- und Bildungspolitik eingegriffen haben könnten: Von der Forderung nach gesünderen und besser gebildeten Rekruten aus den Industrierevieren über die Verhinderung eines weiteren „Steckrüben-Winters“ bis hin zur (mitunter auch fehlenden) Hilfe für die Kriegsversehrten, Hinterbliebenen, Flüchtlinge, Zwangsarbeiter, Häftlinge, Ausgebombten – jene an Leib, Leben, Gesundheit und Lebenschancen geschädigten Menschen.
Die mit diesem Koselleck-Projekt verbundene Forschung verfolgt zwei Ziele: Zum einen über die Vielzahl einzelner Geschichten hinaus zu einer systematischen, vergleichenden Bestandsaufnahme des Einflusses von Militär und Wehrpflicht auf den Wohlfahrtsstaat zu gelangen; zum anderen soll untersucht werden, inwiefern die nationalen Unterschiede in Militär und Wehrpflicht eventuell zu Unterschieden in den nationalen Bildungs- und Sozialpolitiken geführt haben.
Weitere Informationen:
Universität Bremen:
SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Prof.Dr. Herbert Obinger
Tel.: +49 421 218-58567
E-Mail: herbert.obingerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de