06A Explorationsprojekte zu neuen Themen
Ausschreibung der Zentralen Forschungsförderung (ZF)
Explorationsprojekte sind Vorhaben einzelner Professor:innen: Innovative Projekte mit hohem Risiko werden großzügig mit Ressourcen ausgestattet, können ohne enge Vorgaben und mit hinreichend Zeit bearbeitet werden. Ziel ist, neue Forschungsgebiete, ausdrücklich auch in Kooperation mit der Universität Oldenburg, zu erkunden.
Mit dieser Einzelförderung sollen Professor:innen Fragestellungen nachgehen, die sich nicht zwanglos in die gemeinsamen Forschungsprogramme der Verbundforschung einfügen.
WER KANN SICH BEWERBEN? Hauptamtlich an der Universität Bremen forschende Professor:innen. Das Rektorat fordert ausdrücklich Professorinnen zur Bewerbung auf.
WELCHE ANFORDERUNGEN WERDEN GESTELLT? Im Rahmen eines Explorationsprojektes soll eine innovative Fragestellung zur Exploration neuer Forschungsgebiete oder zur Entwicklung neuer Methoden verfolgt werden. Sie dienen dazu, Forschungsgebiete auch ohne umfangreiche eigene Vorarbeiten erkunden zu können. Daraus sollen internationale Publikationen mit originellem Ansatz zu bisher nicht vom Antragstellenden bearbeiteten Themenbereichen in hochrangigen Zeitschriften und – in Fächern, in denen Monografien weiterhin der Standard sind – bei renommierten Verlagen entstehen.
DIE FÖRDERKONDITIONEN: Je Explorationsprojekt werden entweder bis zu 90.000 Euro pro Jahr für zwei Jahre (Option 1) oder eine volle Postdoc-Stelle und bis zu 30.000 Euro Sachmittel insgesamt für zwei Jahre (Option 2) gewährt. Die Mittel können frei eingesetzt werden, z.B. für Geräte, Gäste aus dem Ausland, studentische Hilfskräfte oder, in Option 1 für die Finanzierung einer Vertretungsprofessur für ein Semester. Mit der Bewilligung von Mitteln für eine Vertretungsprofessur ist keine automatische Gewährung eines zusätzlichen Forschungssemesters verbunden. Die Beantragung eines Forschungssemesters folgt dem regulären Prozess über die Dekanate und die Hochschulleitung. Ein Explorationsprojekt kann nur beantragt werden, wenn ein zuvor bewilligtes Explorationsprojekt abgeschlossen ist.
DAS VERFAHREN: Im Rahmen der Zentralen Forschungsförderung (ZF) ist die Förderung von zwei Explorationsprojekten vorgesehen. Es kommen sowohl Vorhaben in der Förderlinie 06 A "Explorationsprojekte zu neuen Themen" als auch "Interdisziplinäre Explorationsprojekte" der Förderlinie 06 B in Frage.
Die Auswahl erfolgt in einem wettbewerblichen Verfahren, in dem eine interdisziplinär zusammengesetzte Kommission externe Gutachten einholt. Die Kommission ist zusammengesetzt aus Mitgliedern der Bereichsforschungskommissionen Natur- und Ingenieurwissenschaften und Sozial- und Geisteswissenschaften. Die Interdisziplinäre Kommission entscheidet über förderwürdige Vorhaben.
Antragstermin
1.3.2025 um 23:59 Uhr
Die Universität Bremen unterstützt die Open Researcher and Contributor ID (ORCID), die eine eindeutige Zuordnung von Publikationen zu Autoren erleichtert. Daher ist die Einrichtung einer ORCID Voraussetzung für eine Förderung durch die ZF, sie wird im Antragsformular abgefragt.
Kriterien zur Begutachtung von Anträgen
Die interdisziplinär zusammengesetzte Kommission und das Rektorat der Universität Bremen entscheiden über ihren Antrag auf Basis der folgenden Kriterien.
- Originalität im Sinne eines Risikovorhabens
- Potenzial zum „wissenschaftlichen Durchbruch“ mit Blick auf den Stand der Forschung
- Angemessenheit der skizzierten Vorgehensweise
- Potenzieller Erkenntnisgewinn und Relevanz der Erkenntnisse
- Erkennbare Abgrenzung zu den bisherigen eigenen Arbeiten
- Bisherige wissenschaftliche Leistungen der/des Antragstellenden
Geförderte Projekte
Explorationsprojekte ZF 06A
2019
Chemically-mediated selection of core microbiomes in a unicellular cosmopolitan marine microalga
Prof. Dr. Tilmann Harder, FB 02: Chemie
2017
Geographies of Urban Grandeur: Translocalising Bremen in ‘Sustainable Singapore’
Prof. Dr. Julia Lossau, FB 08: Sozialwissenschaften
Recovering low temperature heat by means of regenerative redox flow batteries
Prof. Fabio La Mantia, FB 04: Produktionstechnik
2014
Audio History: Zur Produktion von Geschichte durch Filmton und Filmsound
Prof. Dr. Winfried Pauleit & Dr. Rasmus Greiner, FB 09: Kulturwissenschaften
Das Vorhaben lotet aus, wie Filmton und Filmsound Geschichte auditiv generieren, modellieren und erfahrbar machen, und stellt damit eine Erweiterung der Ansätze zum filmischen Erzählen von Geschichte und zur Visual History dar.
Der innovative Kern des Vorhabens liegt in der Hypothese, dass die akustische Dimension des Films einen eigenen Beitrag zur Modellierung von Geschichte liefert. Im Unterschied zum filmischen Erzählen von Geschichte und der Visual History ist die Audio History des Films bisher noch nicht untersucht worden. Zwar haben sich Ton und Sound in der Filmwissenschaft zu einem relevanten Forschungsfeld entwickelt und werden neuerdings in den Sound Studies als eigenes Gebiet etabliert; die historische Referenz der Ton- und Soundproduktion im Film sowie ihr Stellenwert bei der Produktion von Historizität wurden jedoch bisher nicht eigens thematisiert.
Die Geschichtswissenschaft hat das Erzählen von Geschichte als poetologisches Verfahren beschrieben und reflektiert und die Visual History, welche Film und visuelle Bilder erforscht, gilt als eingeführtes Verfahren innerhalb der Disziplin. Aber mit diesem Ansatz wird die auditive Dimension nicht eigens untersucht, sondern ausschließlich Bildlichkeit befragt. Hier setzt das Vorhaben an und lotet aus, wie Filmton und -sound Geschichte auditiv generieren, modellieren und erfahrbar machen können. Es geht also um eine Theoriebildung zur Audio History des Films. Dabei werden sowohl die ästhetische Dimension und ihr Potential zur Hervorbringung von Geschichte untersucht als auch die materielle, technische und kulturelle Dimension der Filmtonproduktion im Hinblick auf geschichtliche Modellierungen.
Ziel des Vorhabens ist es, die Bedeutung des Filmtons und -sounds in der Produktion von Geschichte prominent herauszuarbeiten. Das Vorhaben leistet Pionierarbeit in der Filmwissenschaft und stellt gleichzeitig einen hoch innovativen Ansatz für das interdisziplinäre Feld von Filmwissenschaft und Geschichtswissenschaft in Aussicht.
Interdisziplinäre Explorationsprojekte ZF 06B
2019
Entwicklung einer interdisziplinären Methodik zur kundenindividuellen Gestaltung und Bewertung einer nachhaltigen Konsumentenlogistik
Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag, FB 04: Produktionstechnik
Prof. Dr. Herbert Kotzab, FB 07: Wirtschaftswissenschaft
Die Konsumentenlogistik, also der Transport von Waren vom Händler zur Kundin/zum Kunden nach Hause, hat sich durch e-Commerce und Online-Shops in den letzten Jahren stark gewandelt. Bei online bestellter und gelieferter Ware fallen zusätzliche Verpackungen und Lieferfahrten an. Gleichzeitig wächst das Umweltbewusstsein vieler Konsumenten. Wie lässt sich dieses Umweltbewusstsein mit der Bequemlichkeit des Online-Shopping kombinieren? In diesem Projekt soll dafür eine Methodik entwickelt werden, die es Konsumenten ermöglicht, ihre persönlichen Präferenzen hinsichtlich CO2-Emission, Plastikverpackung, Lieferzeit und -termin und Kosten für eine Lebensmittelbestellung zu bestimmen und so die Logistik auf der sogenannten letzten Meile individuell zu gestalten. Die zu entwickelnde Methodik besteht aus einer Kombination aus sozialwissenschaftlichen Discrete-Choice-Experimenten und Computersimulationen, wie sie in den Ingenieurwissenschaften üblich sind. Mit den Discrete-Choice-Experimenten sollen Kund*innenpräferenzen ermittelt werden, aus denen sich qualitativ unterschiedliche Logistikoptionen ergeben, z.B. Zustellung mit Kleintransporter, E-Fahrzeug, Lastenfahrrad u.a.m. Mit dem Computermodell sollen daraus abgeleitete und hochskalierte Bestell- und Lieferszenarien simuliert werden. Daraus ergeben sich für die befragten Konsumenten konkrete Ausprägungen ihrer präferierten Logistikoptionen. So können sie die Auswirkungen ihrer Entscheidungen reflektieren und ihre Präferenzen ggf. anpassen. Die zu entwickelnde Methodik stellt damit eine Erweiterung der Discrete-Choice-Experimente um eine simulationsbasierte Analyse der Entscheidungen und um ein Feedback zur Probandin/zum Probanden dar. Ihre Anwendung ergibt eine kundenindividuelle nachhaltigere Logistik.
2017
Dynamics of interdependent decisions
Prof. Dr. Stefan Bornholdt (FB 01: Physik),
Prof. Dr. Uwe Schimank (FB 08: Sozialwissenschaften)