Ein Forscherteam der Universität Bremen wird in den kommenden 18 Monaten in 50 Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg und Brandenburg Daten von 2.000 Bewohnerinnen und Bewohnern erheben. Ziel ist es, Indikatoren in der Praxis zu testen, um die Qualität von stationären Altenpflegeeinrichtungen verbraucherfreundlich miteinander vergleichen zu können. Das Team wird von Professor Stefan Görres vom Zentrum für Alterns- und Pflegeforschung und von Professor Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik geleitet.
Mobilität und Selbständigkeit prüfen
Die Indikatoren sind Fragestellungen nach der Mobilität der Menschen, nach ihrer Selbständigkeit bei alltäglichen Verrichtungen und nach der Qualität von Pflege auf dem Stand des derzeit verfügbaren Wissens. Insgesamt 15 pflegebezogene Indikatoren sollen geprüft werden, die von Dr. Klaus Wingenfeld von der Uni Bielefeld und Dr. Dietrich Engels vom ISG Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik Köln im Auftrag der beiden Bundesministerien für Gesundheit sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelt worden sind.
Was kommt bei den alten Menschen an?
Der Bremer Projektkoordinator Mathias Fünfstück nennt als einen wichtigen Indikator Dekubitus, das Wundliegen. Gelingt es, die alten Menschen davor zu bewahren? Weitere Fragen sind Stürze mit gravierenden Folgen, Gewichtsverlust und Schmerzen. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass Pflegeeinrichtungen nicht Dinge angelastet werden, für die sie nichts können. „Wenn eine Einrichtung mehr bettlägerige Patienten hat als andere, so muss das berücksichtigt werden, wenn die Rate der Bewohner mit Dekubitus verglichen wird“, erläutert Professor Rothgang. „Wir werden in jeder stationären Einrichtung mit ausgewählten Pflegefachkräften zusammenarbeiten“, ergänzt Fünfstück. Um die Dokumentation anzupassen und praktikabel zu machen, sei auch ein Softwareentwickler mit im Boot. Am Ende soll ein praxiserprobtes Qualitätsmessinstrument herauskommen. „Das Neuartige an der Studie ist die Ergebnisqualität, das heißt das, was bei den alten Menschen ankommt, in welchem gesundheitlichen Zustand sie sind, wie sie sich fühlen“, sagt Pflegeexperte Professor Görres. „Bislang wurde das kaum gemessen, vielmehr standen Strukturen und Abläufe in stationären Einrichtungen im Mittelpunkt der Qualitätsuntersuchungen.“
Themen von hoher gesellschaftlicher Bedeutung
Der hochrangige Auftrag kommt von den Vertragspartnern des Sozialgesetzbuches, das sind der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und die Vereinigungen der Träger der Sozialhilfe und der Pflegeeinrichtungen auf Bundesebene. Die Experten der Universität Bremen sind bereits zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit mit Themen betraut, die eine hohe gesellschaftliche und politische Bedeutung haben. Das ist ein großer Erfolg. Görres: „Wir bearbeiten fast zeitgleich ein Projekt zur Mobilität im Alter“. Ein weiteres Projekt, das Grundlage für die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs war, wurde von Rothgang und Fünfstück gerade abgeschlossen.