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Ein Besuch in den Flüchtlingszelten an der Uni

„Die Unterstützung durch die Universität ist ganz großartig“, sagt Sabine Kaempfer, Koordinatorin der Abläufe im großen Zelt an der Straße Am Biologischen Garten. 120 Plätze für unbegleitete minderjährige männliche Flüchtlinge stehen hier seit Juni 2015 zur Verfügung. Bis auf sechs, die für einen Hauswirtschaftsraum gebraucht werden, seien alle besetzt. Im Zelt ist die Stimmung gut.

Es ist Zahltag fürs Taschengeld, die jungen Männer stellen sich in einer Schlange an. „Wir haben hier einen sehr guten Standort“, sagt Sabine Kaempfer. Die Menschen an der Uni seien hilfsbereit und offen, die Notunterkunft profitiere von der Multikulturalität und der Infrastruktur der Universität. Ein Beispiel dafür: „WLAN wurde uns schon nach einer Woche zur Verfügung gestellt.“ (Mehr zur Unterstützung der Uni unter: http://www.uni-bremen.de/fluechtlinge.html). Träger des Zeltes ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Betreiber die Firma „Wolkenkratzer“. Weil die Bewohner minderjährig sind, ist die Jugendhilfe für sie zuständig und der Betreuungsschlüssel hoch. 15 gut ausgebildete pädagogische Kräfte arbeiten hier.

Lob für studentische AG „Refugees Welcome

„Es ist bewundernswert, was die studentische Arbeitsgruppe 'Refugees Welcome' für uns tut“, sagt die Koordinatorin. Studentinnen geben Deutschkurse, vermittelt in englischer und französischer Sprache. „Das wird von unseren Jungs sehr gut angenommen.“ Die Studentinnen unterrichteten mit „Geduld, Einfühlungsvermögen und auf unterschiedlichen Niveaus“. Viermal in der Woche kommen Sportangebote, vor allem Fußball und Basketball dazu, und der Unichor unter Leitung von Susanne Gläß werde nun sonntags regelmäßig ein Angebot zum Mitsingen machen. Aktuell plane die AG "Refugees Welcome" die Ausrichtung des höchsten islamischen Festes, des Opferfestes, zu dem sie die Flüchtlinge einladen will. „Sie sind bereits auf Sponsorensuche. Auch rühren die Studierenden die Webetrommel, machen Pressearbeit und rücken die Flüchtlinge ins rechte Licht. Das ist alles ganz großartig“, sagt die Koordinatorin.

Gute Willkommenskultur der Universität

Kinder spielen vor den Eingängen und „Frieden“ steht in deutscher und arabischer Schrift auf dem langen Gang eines Zeltes an der Otto-Hahn-Allee. Darunter haben die Flüchtlinge die deutsche Fahne gemalt. „Wir haben 400 Plätze für Familien“, sagt Nesrin Manduz, die Ansprechpartnerin des Trägers Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist. „Manche Flüchtlinge bleiben in der Notunterkunft nur eine Nacht, 250 Menschen wohnen schon seit Juli hier.“ Auch Nesrin Manduz lobt die Willkommenskultur an der Universität. „Die Uni hat WLAN installiert, das wird total gerne genutzt.“ Vorher hatte selbst die Koordinatorin nicht die Möglichkeit, online zu arbeiten, das ist jetzt kein Problem mehr. Zwölf Bewohnerinnen und Bewohner könnten zudem ab Wintersemester beim IN-Touch-Programm als Gasthörer an Lehrveranstaltungen teilnehmen. Besonders beeindruckt ist sie von der studentischen Hilfe. „Sie organisieren sich selbst und geben regelmäßig Deutschkurse, die sehr gut angenommen werden“, sagt sie. Zeit zu spenden, sei das Beste, was man machen könne. „Studierende gehen mit Familien an den Unisee oder begleiten sie zur Stadtbibliothek, wo sie einen Leseausweis bekommen können. Diese Interaktion ist wichtig.“

Bundesweit einmalig ist übrigens, dass die Bündelung der Maßnahmen und ehrenamtlichen Aktivitäten von Universitätsmitgliedern für die Bewohner der Zelte direkt vom Rektorat koordiniert wird. Seitens der Universitätsleitung ist dafür die Konrektorin für Interkulturalität und Internationalität, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, verantwortlich.


Blick auf eine Wand mit gemalten Speisen
Das Kunstprojekt im Speisesaal des Zeltes an der Otto-Hahn-Allee hat die Uni mit der Bereitstellung eines Beamers unterstützt.