Maurice Lautner ist mehr als zufrieden. Seit sechs Semestern studiert er im Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre, demnächst hält er seinen Abschluss in den Händen. Doch dann ist er mehr als ein gut ausgebildeter „BWLer“: Lautner kann seit der erfolgreichen Abschlussprüfung am 25. September 2019 auch ein Zertifikat der Deutschen Börse vorlegen, das ihn als geprüften Derivatehändler ausweist. „Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte“, sagt der 23-Jährige. „Ich konnte diese Zusatzqualifikation im Rahmen einer Lehrveranstaltung erwerben, habe alles beigebracht bekommen und am Ende auch noch viel Geld gespart, weil mir die Lehrgangsgebühr erlassen wurde.“
Theorie und Praxis in einer Lehrveranstaltung
So wie Maurice Lautner erwarben weitere fünf Ökonomie-Studierende das Zertifikat, mit dem sie künftig in einem spannenden Teilbereich der Finanzbranche tätig sein können. Möglich wurde dies durch eine kürzlich besiegelte Kooperation zwischen der Universität Bremen und der Capital Markets Academy der Deutsche Börse AG. „Durch diese Zusammenarbeit werden unsere Studierenden sehr praxisnah ausgebildet – ein Ansatz, den die Universität und der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft konsequent verfolgen“, sagt Hornuf. Er fädelte die Kooperation ein und brachte den Studierenden in seiner regulären Lehrveranstaltung „Finanzderivate und Optionen“ die Grundlagen, Tricks und Kniffe des speziellen Segments bei.
„Die Studierenden haben damit eine erstklassige und anspruchsvolle berufliche Zusatzqualifikation erworben“, so Hornuf. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag in der Vermittlung fachlicher Kenntnisse über den Handel an der Terminbörse. Neben theoretischem Grundlagenwissen zu Optionen und Futures wurden fortgeschrittene Handelsstrategien analysiert und deren Einsatzmöglichkeiten in der Praxis besprochen. „Die Studierenden sind jetzt in der Lage, eigene Handelsstrategien zu entwickeln und zu testen. Das haben sie in der Abschlussprüfung der Capital Markets Academy unter Beweis stellen müssen“, sagt der Ökonom.
Die bestandene Abschlussprüfung wird zusammen mit einer Onlineschulung der Capital Markets Academy zum Handelssystem bei einer Zulassung als Börsenhändler an der Terminbörse Eurex als berufliche Eignung anerkannt.
Prüfungsgebühr für die besten drei Studierenden gespendet
Das Zusammenbringen von Theorie und Praxis hat sich bereits in der Vergangenheit bewährt: Die Capital Markets Academy der Deutschen Börse arbeitet seit Längerem mit mehreren Universitäten erfolgreich zusammen. Im Fokus steht für den Börsenbetreiber dabei die Qualität der Ausbildung und die Nachwuchsförderung in der Finanzbranche. Lars Hornuf ist als Professor der Betriebswirtschaftslehre auf Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie spezialisiert und durch bedeutende Veröffentlichungen in der Finanzbranche hoch angesehen. Die Kooperation bot sich also an – und blieb auch in Bremen nicht unbemerkt: Die „Stiftung Bremer Wertpapierbörse“ freute sich über die Implementierung dieser Ausbildung in die Lehre der Universität so sehr, dass sie für die drei besten Studierenden die Prüfungsgebühr von 235 Euro übernahm.
Was sind finanzielle Derivate?
Finanzderivate sind klassische Finanzprodukte, die allerdings nicht so sehr in der Öffentlichkeit stehen wie Aktien oder Fonds. „Es sind Wertpapiere, die von Basiswerten wie Aktien oder Rohstoffen abgeleitet sind“, erklärt Lars Hornuf. „Die gängigsten sind Optionsscheine, Aktienanleihen, Swaps, Futures und Zertifikate. Sie werden auf dem Finanzmarkt beispielsweise dazu eingesetzt, Aktienportfolios gegen Risiken zu ‚versichern‘ – aber auch als Spekulationsobjekt, weil man im Erfolgsfall mit relativ geringem finanziellen Einsatz einen hohen Ertrag erzielen kann.“ So, wie ein Landwirt seine Ernte mit einer Versicherung gegen den Ertragsausfall wegen schlechten Wetters versichern kann, können auch Anleger mit Derivaten ihre Portfolios gegen Ertragsausfälle absichern, wenn die Entwicklung ungünstig verläuft. Hornuf: „Wenn die ‚Ernte‘ erfolgreich verläuft – ob beim Landwirt oder beim Anleger – greift die Versicherung natürlich nicht, die Derivate können also wertlos werden. So, wie auch die Hausratversicherung ‚vergeblich‘ gezahlt wurde, wenn im Vertragsjahr kein Schaden eintritt.“
Zunehmender Bedarf an Spezialisten
Die neue Zusatzausbildung kann in der wirtschaftswissenschaftlichen Lehre der Universität ein wichtiger Bestandteil werden, ist der Hochschullehrer überzeugt: „Die Finanzbranche wandelt sich zunehmend. Viele Finanzprodukte werden eher im Hintergrund abgewickelt. Bei der sogenannten Facebook-Währung Libra beispielsweise werden die Nutzerinnen und Nutzer am Ende auch nicht so genau wissen, wie sie funktioniert – dass zum Beispiel eine sogenannte Blockchain dabei wichtig ist. Die Finanzprodukte funktionieren einfach, ohne dass die Technologie im Hintergrund von den Nutzerinnen und Nutzer verstanden werden muss.“ Es werde zunehmend einen Bedarf an Spezialisten geben, die sich sowohl mit der Finanztechnologie, mit der Software, den Schnittstellen, aber auch den entsprechenden Finanzprodukten auskennen – „und ich glaube, dass wir mit unserer aktuellen und praxisnahen Ausbildung zum zertifizierten Derivatehändler einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass diese Spezialisten auch aus der Universität Bremen kommen.“
Weitere Informationen:
www.uni-bremen.de/hornuf/praxistransfer/zertifizierter-derivatehaendler-eurex/
www.uni-bremen.de
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Lars Hornuf
Professur für BWL, insbes. Finanzdienstleistungen und Finanztechnologie
Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Universität Bremen
Tel. +49 421 218-66820
E-Mail: hornufprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de